Hörspiel: „Hyde Away“ (Staffel 1, 2020)

Inhalt

Der in Edinburgh lebende Psychologe Steven Roberts (Tobias Kluckert) hat ein Problem: Vor vier Jahren hatte er einen Unfall und leidet seither an einer partiellen Amnesie. Sein fachliches Wissen ist zwar noch vorhanden, alles andere ist jedoch «Neuland» für ihn. Das ist nicht nur für ihn eine Herausforderung, auch seine Schwester Ireen (Ulrike Stürzbecher), die mit ihren Kindern bei ihm im gemeinsamem Elternhaus wohnt, ist mit dieser Situation ziemlich überfordert.

Roberts hat seit seiner Amnesie jedoch eine besondere Gabe entwickelt: Er kann durch die Augen seiner Patienten in deren Seelen blicken.

Die Handlung rund um den Gedächtnisverlust und die Suche nach seiner Vergangenheit zieht sich als roter Faden durch die 10-teilige erste Staffel. Daneben hilft Roberts in jeder (Doppel-)Folge einem seiner Patienten dessen Seelenqualen zu beenden. Dabei helfen ihm seine Gabe und der windige Privatdetektiv Hyde (Wolfgang Bahro).

Kritik

Die Geschichte kann man durchaus als Hommage an Robert Louis Stevenson und seinen Roman «Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde» sehen. Davon zeugt nicht nur der Titel sondern auch die Namen der Protagonisten: Steven Roberts und Hyde. Auch die Story hat durchaus Anleihen an Hyde und Jekyll.

«Hyde Away» ist sehr spannend gemacht. Es gab aber einige wenige Augenblicke, in denen ich mich in der Geschichte verlor und zurückspulen musste. Je länger ich jedoch in die erste Staffel eintauchte, desto klarer wurde die Handlung, desto verständlicher wurde das Verhältnis zwischen Hyde und Roberts. Und erst in der letzten Folge wird die Geschichte, sowohl für Roberts als auch den Zuhörenden, aufgelöst.

Die erste Staffel „Hyde Away: Seelenschatten“ erschien im November 2020; ist also relativ neu. Realisiert wurde die Produktion durch das Hörspielstudio Stil (Regie, Ton und Musik: Christian Hagitte und Simon Bertling). Hagitte und Bertling waren auch schon für einige sehr gelungene Wallander-Hörspiele verantwortlich. Sie verstehen also ihr Handwerk. Geschrieben wurde die Geschichte von Christian Gailus – für mich eine Neuentdeckung. Audible-Hörern ist er aber vermutlich bereits als Autor der Serie „Glashaus“ bekannt.

Die Rollen sind gut besetzt: Tobias Kluckert, erfahrener Hörspiel- und Synchronsprecher, haucht der Figur des innerlich zerrissenen Dr. Steven Roberts Leben glaubwürdig ein. Kluckert tut das sehr routiniert und die Leistung ist über jeden Zweifel erhaben. Solide aber nicht speziell.

Bahro, sonst als „GZSZ“-Bösewicht bekannt, spielt Roberts alter Ego Hyde sehr originell, manchmal ein wenig zu schnodderig. Stürzbecher als besorgte Schwester wirkt manchmal ein wenig hysterisch, bleibt aber immer im erträglichen Masse.

Die erste Staffel ist 720 Minuten lang. Für meinen Geschmack war sie (zu) kurz. Gerne hätte ich noch mehr „Fälle“ mit den beiden gelöst. Der Cliffhanger am Ende deutet auf eine zweite Staffel hin. Hoffentlich wird man nicht allzu lange auf diese warten müssen (hust Gabriel Burns hust). Aber auch wenn es keine weitere Staffel gibt: Da diese in sich abgeschlossen ist, wäre das kein Drama. Schade wäre es aber allemal.

Es gibt nur wirklich wenige negative Punkte, die da zu erwähnen wären, abseits der kurzen Staffel: Einige Stellen waren unnötig brutal. Auch die Szenerie mit der Quälung von Tieren ging mir an die Nieren. (Das liegt aber wohl eher daran, das ich äusserst tierlieb bin und Leid ggü. Tieren nicht ertrage.)

Sonst kann ich nicht wirklich viel kritisieren. Die Story ist originell. Die Sprecher gut. Handwerklich gut umgesetzt. Der auf der Rückseite der CD-Box aufgedruckte Hinweis „Ab 16 Jahre“ kann man durchaus ernst nehmen.

Insgesamt eine solide 9/10.

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