Gedanken zur Buchpreisbindung

, ,

Philippe Wampfler hat in seinem Blog (hier und hier) schon darüber geschrieben, auf «Twitter» ist es ein Thema und es gibt sogar schon ein Referendum: Die Buchpreisbindung ist in aller Munde.

Was ist die Buchpreisbindung genau? Auf «Wikipedia» ist im entsprechenden Artikel folgendes zu finden:

Die Buchpreisbindung ist die gesetzliche oder vertragliche Auflage, eine festgelegte Preisbindung einzuhalten. Sie verpflichtet Verlage beziehungsweise Buchimporteure, einen Verkaufspreis festzusetzen.

Und weiter steht da:

In der Schweiz wurden die Buchpreise nicht durch ein staatliches Gesetz vorgeschrieben, sondern durch eine privatrechtliche Vereinbarung der Verlage und Buchhändler (sog. Sammelrevers). Diese Vereinbarung stand im Widerspruch zum Kartellgesetz. Die Buchpreisbindung fiel im Mai 2007, nachdem das Bundesgericht die Einschätzung der Wettbewerbskommission bestätigt hatte und der Schweizer Bundesrat eine Ausnahme für ein Kartell abgelehnt hatte.

«Ziele» dieser Buchpreisbindung sollen gemäss Wikipedia-Artikel folgende sein:

Offiziell zielt die Buchpreisbindung darauf, die Meinungsvielfalt im deutschen Buchmarkt zu erhalten. Dabei spielt die Rolle des Buches als Kulturgut eine entscheidende Rolle. Unter diesen Prämissen wird der Eingriff ins Marktsystem, welchen die Buchpreisbindung darstellt, in Kauf genommen, auch wenn dadurch ökonomische Potentiale für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette verloren gehen. Die marktorientierte Festlegung des Buchpreises über Angebot und Nachfrage, sowie der mögliche Preiskampf unter den Verlagen und Buchhandlungen wird unterbunden und so gewährleistet, dass auch kleine und unbekannte Titel eine Chance zur Veröffentlichung haben.

  • Schutz des Kulturguts Buch
  • Sicherung einer großen Anzahl und Vielfalt an Buchtiteln (Erleichterung des Verlegens kulturell wertvoller Bücher, auch wenn deren Absatz voraussehbar geringer sein wird als der von Bestsellern)
  • Sicherung der flächendeckenden Versorgung mit Buchtiteln

Soweit die «Faktenlage». Seit 2007 ist die Buchpreisbindung in der Schweiz Geschichte – sie soll jedoch wiedereingeführt werden, was das Referendum zu verhindern versucht.

Was ist nun meine Position?

Das «Märchen», das einige Befürworter der Buchpreisbindung (im Folgenden nur noch BPB geschrieben), erzählen, dass sämtliche Bücher teurer werden, ist falsch. Gerade Fachliteratur, die ich für mein Studium benötige, ist um 20 % günstiger geworden. Warum sollte ich also meine Literatur für einen offensichtlich überhöhten Preis in einer Buchhandlung beziehen? Wo ist da für mich der Mehrwert, der mir 20 % oder noch mehr wert sein sollte? Nein danke, Beratung benötige ich keine, wenn ich mit der ISBN-Nummer anrücke.

Ein weiteres Argument, welches die Befürworter öfters vergessen: Warum sollte ich noch eine kleine Buchhandlung unterstützen, wenn ich das gleiche Buch überall zum gleichen Preis erhalte? Erfahrungsgemäss sind grössere Buchhandlungen an besserer Lage positioniert als kleinere. Meistens sind sie im Zentrum und können sich die besten Lagen aussuchen. So sind sie öfters in unmittelbarer Gesellschaft von anderen Geschäften, die man ohnehin auch aufzusuchen pflegt – warum also weit ausserhalb des Zentrums etwas kaufen, was ich für den identischen Preis auch hier bekomme? Bei allen Idealen, der Mensch an sich ist ziemlich faul…

Klar, es gibt Buchhandlungen und Buchhandlungen. Niemand würde ernsthaft in einem Ex Libris «gute» Beratung erwarten – auch wenn ich diese schon in Buchhandlungen nicht bekam. So gesehen ist «gut» immer sehr relativ…

Und ebenso ist es klar, dass viele BuchhändlerInnen ihren Job mit Herz ausüben – nur das tun andere auch. Und diese werden nicht durch ein «Kartell» – anders kann man es ja nicht nennen geschützt. Warum sollte also der Staat hier eingreifen?

Ich kaufe meine Bücher vorwiegend in einer Buchhandlung vor Ort ein. Seltener kaufe ich Bücher – vorwiegend technische / fachliche – über Online-Dienste ein, weil sie einfach billiger sind. Und auch, weil ich als Student nur begrenzte Mittel zur Verfügung habe.

Allerdings unterstütze ich meine Lieblingsbuchhandlung gerne, indem ich bereit bin, dort auf freiwilliger Basis mehr zu bezahlen (die Alternative wäre auch hier auf den Online-Handel zurückzugreifen).

Und spätestens jetzt kommen die Befürworter mit dem wirklich einzigen Argument, das sie haben: Mit dem Kulturgut. Das Buch ist zweifelsfrei eine der grössten Erfindungen. Aber im digitalen Zeitalter nimmt das Buch – ob zurecht oder zu Unrecht – einen immer kleineren Stellenwert bei den Leuten ein. eBooks und das Internet nehmen heutzutage den Raum des Buches ein. Ob das gut ist, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Und spätestens dann, wenn man für eBooks – wie in Deutschland Diskussionen zeigen – überall gleich viel bezahlen muss, weil sie ja der BPB unterliegen, merkt auch die Buchlobby, dass sie auf dem Holzweg ist. Aber sowas kennt man ja schon…

Letztlich sollte es ja nicht um den Datenträger, in diesem Falle die gedruckten Seiten, verleimt zu einem Buch, gehen, sondern um den Inhalt. Markus Felber schreibt es in seinem Blog korrekt:

Bücher sind zwar keine Unterhosen. Aber beides dient als Verpackung, die nicht mit dem jeweiligen Inhalt verwechselt werden sollte.

Denn, mit der gleichen Argumentation wie die BPB-Befürworter sie benutzen, könnte man auch eine Musik- oder eine Filmpreisbindung einführen. Denn, soweit ich mich entsinnen kann, ist Musik auch ein Kulturgut. Und ein altes obendrein.