RAF-Aktivisten sollen begnadigt werden…
Mohnhaupt und Klar, zwei frühere RAF-Aktivisten sollen begnadigt werden. So jedenfalls die aktuelle Diskussion. Farlion hat darüber geschrieben und auch Udo Vetter vom Lawblog. Ich empfehle beide Beiträge eingehend zu studieren.
Dem Hörspiel «Die Bibliothek des Attentäters» von Franz-Maria Sonner blieb mir vor allem ein Zitat in Erinnerung: «Das endgültige Urteil über Attentäter sprechen nie die Zeitgenossen. Heute Verbrechen. Morgen Heldentat.»
Aber scheinbar ist es mit (linken?) Aktivisten so, wie bei gewissen anderen Themen: Der Verstand schaltet ab… Schade.
Nachtrag: Bezüglich des letzten Satzes möchte ich noch etwas klarstellen. Wie schon die «Mikado»-Aktion gezeigt hat, gibt es einige Themen, bei denen man grundsätzlich den Verstand ausschaltet und einfach mal los diskutiert. Und förderlich kann das ja wohl nicht sein…
Nu komm ich neugierig mal bei Dir gucken …
Mit eingeschaltetem Verstand, interpretiere ich eine Aussage der Form:
„«Das endgültige Urteil über Attentäter sprechen nie die Zeitgenossen. Heute Verbrechen. Morgen Heldentat.»
Aber scheinbar ist es mit (linken?) Aktivisten so, wie bei gewissen anderen Themen: Der Verstand schaltet ab… Schade. “
so, daß ich den Eindruck habe, Du meinst, daß es sich bei den beiden um Helden der Zukunft handeln könnte.
Und bei dem Begriff „Aktivisten“ im Zusammenhang mit den beiden, läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken.
Unter einem Aktivisten verstehe ich einen Menschen, der alle Hebel in Bewegung setzt, die legal in unserem Lande möglich sind und der von mir aus auch noch durch zivilen Ungehorsam in Form von einer Sitzblockade bei Castor auffallen darf.
Ich lasse mich auch gerne dafür totschlagen, daß diese Personen diese Möglichkeiten bekommen ohne dafür dann ein Leben lang in den Bau zu wandern.
Bei Mord und kalkuliertem Kollaterlschaden ind Form von toten hört der Spaß aber ganz eindeutig auf. Das hat mit Aktivisten nichts mehr zu tun!
Vielleicht fehlt Dir aber auch nur die Erfahrung wie das ist, wenn ein land in Angst ist und Du nachts auf der Landstraße im Dunkeln von einem Haufen Polizisten mit MP im Anschlag (grundlos) angehalten und durchsucht wirst. Oder wenn Du ein paar Jahre neben einem Haus wohnst, vor dem dieselben Herrschaften mit ihren flinten stehen.
@Peter: Danke für deinen Input. Mir fehlt es nicht an solcher Erfahrung – auch wenn es nicht ganz die gleichen sind.
Da hast du mich wohl Missverstanden. Ich begrüsse weder Mord noch Gewalt. Tatsache ist, in meinen Augen, dass gewisse Ereignisse erst viel, sehr viel später im dementsprechenden Kontext vielleicht einen Sinn ergeben können (müssen sie aber nicht!). Ich denke, du weisst, was ich sagen will. Aber ich nehms auf meine Kappe, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe ;-)
Was ich mit dem Verstand abschalten gemeint habe, ist, dass bei einigen Themen sofort Emotionen die Überhand nehmen, statt sachliches Denken, was manchmal förderlicher wäre.
Die lassen die beiden sicher nur frei, um zwei Raubmordkopierer in ihre Zellen sperren zu können.
Die bösen, bösen Raubkopierer…
@Peter
Wer mich als linken Aktivisten bezeichnet, hat noch nie gelesen, wie ich über Sozialisten, Sozialdemokraten, Kommunisten und Anarchisten herziehe. Ich finde es allerdings beachtlich, wie schnell die Kommentatoren im LawBlog und anscheinend auch Du, ganze inhaltliche Passagen von mir ignorieren und mich in eine Schublade drücken möchten.
Differenziertes Denken ist das Ausleuchten eines Sachverhalts aus verschiedenen Blickwinkeln. Beim Udo habe ich eben festgestellt, dass viele Leser einen Tunnelblick besitzen.
@Farlion: Genau das, das da, genau das… Das mit dem Tunnelblick… Genau das habe ich gemeint…
@Farlion
Ich habe deinen Kommentar weder hier noch bei Udo kommentiert, es ist mir also ein wenig schleierhaft, was Du dich so aufregst?
@Mirco:
„Tatsache ist, in meinen Augen, dass gewisse Ereignisse erst viel, sehr viel später im dementsprechenden Kontext vielleicht einen Sinn ergeben können (müssen sie aber nicht!).“
Ich denke schon zu verstehen, was Du sagen möchtest. ;)
Kennst Du die Glorifizierung der Vergangenheit?
Es ist ein menschlicher Zug, sich die Vergangenheit zu beschönigen. Das war/ist überlebenswichtig für uns, weil wir uns sonst wie die Lemmige in den Abgrund stürzen würden.
Je länger man mit etwas wartet, um es aufzuarbeiten, desto unwahrscheinlicher wird es, daß man auf alle Fakten zurückgreifen kann. Ein weiterer Punkt ist eine kollektive Verschweißung der Erinnerungen. Die nach entsprechender Zeit, die Zeugenaussagen zwangsläufig homogenisieren.
Ansonsten halte ich die RAF für ordentlich aufgearbeitet und sehe keine Anhaltspunkte, daß man sie später mal anders sehen müßte … können sicherlich, aber davor wird mir bange.
@Peter: Da magst du Recht haben. Nur den Glorifizierungsschuh mag ich mir nicht anziehen :-) Ich verstehe, dass sich damals einige über gewisse Dinge aufgeregt haben (u. a. über die komische Art, wie gewisse Leute mit ihrer Geschichte umgegangen sind). Gewalt ist natürlich keine Lösung.
Die Geschichte wird letztlich immer von den „Siegern“ geschrieben und so ist die Sichtweise auf bestimmte Dinge immer anders – so hab ich das eigentlich gemeint :-)